Die Geschichte erzählt von zwei Menschen als Schöpfer eines neuen Verstehens, deren Lebensweg von einer tiefgehenden gemeinsamen Erfahrung bestimmt wurde. Diese Erfahrung, gemacht im größten Regenwald der Erde, wurde den beiden zur Quelle der Inspiration. Sie inspirierte die beiden Menschen zu zwei miteinander verschlungenen Wegen mit unterschiedlichen Interessensschwerpunkten, die sich zugleich stetig ergänzten. Der eine Weg widmete sich wissenschaftlich dem Erleben. Der andere Weg der Frage, wie Menschen für die Schönheit des Lebens begeistert werden können.
Wir verfolgen hier den Weg, den die Erlebniswissenschaft genommen hat. Dem zweiten Weg ist eine eigene Homepage gewidmet; siehe dort.
Der Wanderer am Weg, der zur Erlebniswissenschaft führte, ist ein Lehrerkind. Seine beiden Eltern waren Lehrer, die Mutter Volksschullehrerin, der Vater Hauptschullehrer und später dann Direktor. Beide waren begnadete, achtsame, aufmerksame Pädagogen. Sie handelten aus Liebe zu den jungen Menschen, die ihnen anvertraut wurden. So begeisterten sie ihr eigenes Kind schon früh für die Einmaligkeit des menschlichen Lernens. Für ein Lernen aus Neugier, das sich aus dem lustvollen menschlichen Tun und Erleben wie von selbst entfalten kann. Damit war ein Keim des intuitiven Verstehens aber auch der Wichtigkeit gelegt. Dieser sollte im weiteren Leben des Wanderers nicht mehr verloren gehen.
Die Sozialisierung dieses Kindes erfolgte in einem Milieu, das bestimmt war von elterlicher Hingabe und liebevoller Teilnahme. Seine Kindheit und Jugend war daher von ungetrübtem Erleben geprägt. Natürlich gab es auch Enttäuschungen, Rückschläge und manche Herausforderungen. Aber genau das braucht es auch, damit die Gaben reifen und sich entfalten können, die einem auf seinem Lebensweg mitgegeben werden.
Als Student fand dann der Wanderer ein Umfeld, das für seine Talente besser nicht hätte sein können: interessierte, hochbegabte Lehrer/innen, die ihn zugleich forderten und förderten; dazu Kommilitonen und -innen, die seine nie versiegende Neugier und Erkenntnislust teilten und weiter entfachten.
Das Jahr im Urwald
Vielleicht braucht es ja etwas außergewöhnliches, damit man sich Ziele jenseits des Horizonts setzt, den die Vorstellung setzt. Für unserer Erlebniswanderer war dies ein Forschungsaufenthalt im größten Regenwald der Erde, dem Amazonas. Er trat ihn nach erfolgreicher Beendigung der universitären Lehr- und Lernjahre an. Das Leben im Amazonas öffnete seiner Fantasie ein völlig neues Territorium. Es bannte seine Aufmerksamkeit und forderte seine wissenschaftlichen Talente heraus: die Welt des menschlichen Erlebens als Grundlage des Wahrnehmens und des Umgangs mit der physischen Welt.
Während des Forschungsaufenthalts reifte ein zentraler Gedanke: Das menschliche Erleben könnte ein Schlüssel sein in der Frage, wie Menschen aller Kulturen in Zukunft friedvoll zusammenleben; ohne dem Planeten und dessen grazilen Lebensnetzen Schaden zuzufügen.
Ein Viertel Jahrhundert Einsamkeit
Die Reise auf einen bisher unerkannten Kontinent des Wissens bringt Einsamkeit mit sich. Wer ins kognitive Dunkel aufbricht, kehrt der Welt im Licht seinen Rücken zu. Menschen halten sich lieber im Licht auf, als im Dunkel. Es könnte Gefahren bergen. Das gilt für Wissenschaftler/innen genauso wie für alle anderen Menschen. Sie umgeben sich lieber mit gewohnten Dingen, die das Leben berechenbar machen.
Es war zugleich eine Einsamkeit im Trubel einer neuen Ökonomie, die gerade weltweit entstand: die Erlebnisökonomie. Sie betrachtet jedes Unternehmen und jedes Produkt als potentielle Bühne und potentielle Gelegenheit für unvergessliche Erlebnisse mit Mehrwert. Für den angehenden Erlebniswissenschaftler ein Eldorado und zugleich eine Herausforderung. Denn wer eine Wissenschaft vertritt, die es noch nicht gibt, darf mit Unverständnis, Abwehr und Gegenwind rechnen. Letzterer bläst mitunter recht kräftig.
Aber wer schon auf dem Wasser gesegelt ist, weiß, dass man sich gegen den Wind bewegen kann, mit demselben als Kraftquelle. Der macht auch die Erfahrung, dass gerade der Gegenwind die Blüten, die das Erkennen treibt, rascher wachsen lässt.
25 Jahre lang war unserer Erlebniswanderer forschend unterwegs. 25 Jahre geduldiges Sammeln von Erfahrungen, Notieren und Nachdenken, Ordnen und in Beziehung-setzen. Als er die Zeit dafür gekommen sah, brachte er seine Erkenntnisse als schlüssiges Modell zu Papier. Er tat dies mit zwei Monografien, die das menschliche Erleben beschrieben; dessen biologischen Grundlagen und dessen systemischen Kräfte. Diese gestalten das Erleben von innen her und prägen das menschliche Zusammenleben. So betrat die Erlebniswissenschaft die Bühne der Welt.
Zurück in die Zukunft
Es heißt bekanntlich, dass für den Entdeckungsreisenden die Rückkehr am schwierigsten ist. Denn er berichtet von Dingen, die mitunter die Vorstellung der Menschen übersteigt. Was ist zu tun, dass Mitmenschen Neues für sich akzeptieren? Denn nur dann, wenn sie es tun, kann das Neue seinen Nutzen und seine kulturelle Wirkung entfalten. Was muß der Rückkehrer also tun?
Er muss sich mit Geduld wappnen. Er muss vorurteilslos seine Erkenntnisse vertreten und bedingungslos mit anderen teilen. Er darf sich dabei nicht entmutigen lassen. Vor allem muss er angstlos agieren, weil Angst Neues im Keim erstickt.
Genau das, Geduld, Vorteilslosigkeit, Bedingungslosigkeit, Mut und Angstfreiheit waren die Eigenschaften, die den bisherigen Weg ermöglicht haben. Also warum sollte die Rückkehr nicht gelingen?
Gerhard Frank aktuell
- Geschäftsführer von TransitionExperts. Das Unternehmen nutzt Erlebniswissenschaft als Grundlage für transformative Erfahrungswerkstätten und die Gestaltung transformativer Veranstaltungen, Zielgruppe Institutionen.
- Initiator des PUPARIUMs, eines skalierbaren Transition-Erlebnislern-Formats für jede Altersstufe.
- Produktberater des Unternehmens seiner Frau, das sich auf Transition-Merchandising spezialisiert hat.
- Keynote-Speaker auf Konferenzen, Kongressen und Symposien zum Thema Transition.
- Hochschul-Lektor
- Buchautor